PR-Artikel, Advertorials
Journalistische Beiträge
Erschienen in den Waldstraßenviertel NACHRICHTEN im Oktober 2021
PR-Artikel für eine Diplom-Restauratorin:
„Was Du ererbt ...
Von Andreas Reichelt
„Was Du ererbt …
… von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“ – dies Credo Fausts in Goethes Drama hat für mich nun eine sehr persönliche Bedeutung. Aber der Reihe nach.
Ein Meisterwerk ist es vielleicht nicht, das bis vor kurzem über meinem Sofa hing. Aber das (aus diesem Grund?) unsignierte Stillleben mit Katze hatte seinen Platz seit ich denken kann über dem Sekretär meiner Großmutter, die es mir noch zu Lebzeiten vererbte. Auch die schadhaften Stellen und der Riß in der Leinwand – Umstände ihrer abenteuerlichen Flucht 1946 – waren mir vertraut. Sie hat sich darüber immer geärgert, eine Restaurierung, hohe Kosten befürchtend, jedoch nie erwogen.
Aber warum sollte i c h es nicht versuchen?
So begab ich mich auf die Suche nach professioneller Hilfe für Großmutters Gemälde. Und ich stieß auf Rebecca Rothe, Diplom- Restauratorin mit Atelier in der Leipziger Uferstraße. Ich zeigte ihr das geschundene Werk mit der Frage, ob sich angesichts seines eher ideellen Wertes eine Wiederherstellung lohne. „Kunst hat immer den Wert, den sein Besitzer ihr beimißt.“ war Ihre Antwort. Sie überschlug den Aufwand und ich erfuhr dabei, was neben der eigentlichen Restaurierung im Vorfeld zu eruieren ist: Da sind Recherchen zum genauen Alter, der verwendeten Grundierung, der Anzahl der Malschichten, deren Bestandteilen, der genauen Farbzusammensetzung und des Firnisses u.v.m. Den Riß schlug sie vor, mit einem Faser-Bindemittel- Gemisch zu verschließen. Wir einigten uns und ich überließ ihr meinen Patienten.
Als ich zwei Wochen später das Ergebnis in den Händen hielt, war ich sprachlos – vor Freude. Nicht nur, dass alle Schäden verschwunden waren, auch die Farben leuchteten in ihrer alten, für mich völlig neuen Intensität.
Nun hängt das neue Meisterwerk wieder über dem Sofa. Ich denke, auch zu Omas Freude: „Erworben, um es zu besitzen.“
Erschienen in den Waldstraßenviertel NACHRICHTEN im Juli 2020
PR-Artikel für ein Apartmenthaus:
Wohin mit Tante Jutta?
Von Andreas Reichelt
Wohin mit Tante Jutta?
Es ist nicht so, dass ich Tante Jutta nicht mag. Ich liebe Tante Jutta. Es ist nur, wenn sie länger zu Besuch kommt, kann sie, wie soll ich sagen, anstrengend sein. Und wenn sie sich mit 3 Freundinnen zu einem Trödelmarkt-Wochenende in meine 2-Raum- Wohnung einlädt, führt das schon mal zu Schweißperlen auf der Stirn.
Auf der Suche
Mein erster Gedanke: Hotel. Aber die Mädels nur zum Schlafen auslagern wollte ich nicht. Und unsere legendären Kochabende … also weitergesucht. Da stieß ich auf die Apartments im Waldplatzpalais. Das war die Lösung: 2 Schlafzimmer, großer Wohnraum, (große) Küche, Bad und Wirtschaftsraum mit Waschmaschine im ersten Haus am Platz – zum Preis einer 1-ZimmerÜbernachtung im Discounthotel. Und einen Fahrstuhl gibt es auch. Also: gebucht.
Auf Nummer sicher
Zwar hatte ich schon reserviert, aber wegen der Verantwortung für das Wohl der Truppe schaute ich mir die Bleibe vorab noch mal persönlich an. Sehr freundlich empfing mich Katja Naumen, eine Mitarbeiterin der Verwaltung (Fr.-Ebert-Straße 90, EG) und führte mich eine sehr schöne Wendeltreppe hinauf in die zweite Etage – auf den Fahrstuhl verzichteten wir aus sportlichen Gründen. Beim Betreten des Apartments stellt sich ein Lächeln ein: helle, großzügige Räume, modern mit antiken Akzenten eingerichtet und alle Zimmer sehr pfiffig aufgeteilt. Zwar liegt das Haus verkehrsgünstig, aber Dank schallisolierter Fenster ist von selbigem fast nichts zu hören. Mieten kann man 1-, 3- und 4-Personen-Apartments mit Teil- oder Vollausstattung zum Preis von 50 bis 119 € die Nacht – „das beste Preis- Leistungs-Verhältnis in Leipzig“ (booking.com).
Dem kann ich nur zustimmen. Tante Jutta – und der Trödel – können kommen.
Erschienen in den Waldstraßenviertel NACHRICHTEN im März 2018
PR-Artikel für eine Groomerin:
Eigentlich bin ich ja Event-Managerin ...
Von Andreas Reichelt
Eigentlich bin ich ja Event-Managerin …
… und Buchhändlerin, Wirtschaftsassistentin, Kommunikationswissenschaftlerin, Ethnologin, Marketing- und PR-Kreative. Aber auch wenn man seinen Beruf mit Leidenschaft und Überzeugung ausübt, kann einmal der wichtige Punkt kommen, wo man merkt: Es ist doch nicht meine Berufung.
Plötzlich wusste ich, worauf es ankommt
An diesem Wendepunkt stellte ich mir die Frage, was ich eigentlich will, wofür ich wirklich brenne. Und die Antwort war ganz einfach: Tiere sind meine Leidenschaft, besonders Hunde und Pferde, das war schon immer so. Ich wurde Groomer (engl. für Hunde- und Katzenfriseur). Mit dieser herausfordernden Kombination aus Tierpflege, Handwerk und Dienstleistung startete ich in das Abenteuer Selbständigkeit: DOGS‘ NO. 1 war geboren. Das ist jetzt gut ein Jahr her. Und es war die richtige Entscheidung. Die Tiere – und ihre Menschen – bestätigen es mir täglich, jeder auf seine Weise.
Aber was mache ich genau? Und für wen?
Als mobile Hundefriseurin bin ich vor Ort bei meinen Kunden. Ich arbeite mit einer praktischen to-go-Ausstattung und habe so immer alle Utensilien inklusive Badewanne, Fön und Tisch parat. Geschäftsleute, Menschen, die nur sehr früh, spät oder am Wochenende Zeit haben, Kunden, die mobil eingeschränkt sind oder Tiere, denen ein Salonbesuch zu großen Stress bereitet – meine Einsätze sind vielfältig. Mein Service reicht von professioneller Fellpflege und Tierdentalhygiene für Hund, Katze & Co. bis hin zum fachgerechten Scheren von Pferden (horse grooming) samt Turnier-Fitting. Und sollte doch einmal ein Salonbesuch gewünscht sein, organisiere ich auch diese Option samt Hol- und Bringservice.
Denn auch als Groomer bin ich ja eigentlich Event-Managerin.
Erschienen in den Waldstraßenviertel NACHRICHTEN im Mai 2023
PR-Artikel für eine Modeboutique:
Einkaufen bei Freundinnen
Von Andreas Reichelt
Einkaufen bei Freundinnen
Als ich beim Neujahrsempfang des Bürgervereins Henriette Petzold kennenlernte, war es für ihren Wunsch nach einem Artikel über die Boutique in der Tschaikowskistraße 20 leider schon zu spät. Also verabredeten wir einen Besuch im Vorfeld der vorliegenden Ausgabe der WN.
Das Geschäft erwies sich schon beim Eintreten als großzügiges Refugium, an dessen ausgesuchter Einrichtung man die stilsichere Hand geradezu fühlen konnte. Die Ware war eher zufällig zu bemerken, als dass sie sich aufdrängte. Und frisch angeschnittener Kuchen auf einem Tablett voller Kerzen machte die familiäre Atmosphäre, in der die anwesenden Kundinnen plauderten, endgültig perfekt.
Die Inhaberin Constanze Petzold, Mutter von Henriette, begann, wie ich erfuhr, 1991 mit einem kleinen Geschäft in Langenleuba- Niederhain, einem kleinen Ort in Thüringen. Es folgten weitere in Penig, Chemnitz, Weimar, Altenburg und schließlich 2020 in Leipzig. Geboren 1964 bekam sie schon frühzeitig durch ihre Eltern die Freude am Schönen, zur Handwerkskunst und die Beziehung zur sächsischen Heimat sowie Großzügigkeit und Liebe vermittelt. „Das ist der Leitfaden meines Lebens und dieser begleitet mich tagtäglich auf der Reise meines Unternehmertums.“ Deshalb tragen die Boutiquen auch ihren Vornamen.
Die Kollektionen werden weniger en gros, sondern sehr persönlich eingekauft. Tatsächlich haben die Mitarbeiterinnen ganz konkrete Kundinnen im Kopf, wenn die Ware geordert wird. Diese danken es mit langjähriger Treue, die man sogar Freundschaft nennen darf.
Constanzes Tochter Henriette ist als gelernte Zahnmedizinerin streng genommen Seiteneinsteigerin – die Begeisterung für ihre Arbeit jedoch ist inspirierend. Die beiden freuen sich schon auf Ihren Besuch.
Erschienen in den Waldstraßenviertel NACHRICHTEN im Mai 2018
PR-Artikel für ein Fitnessstudio:
Der besiegte Schweinehund
Von Andreas Reichelt
Der besiegte Schweinehund
Die Recherchen zum vorliegenden Artikel führten mich Sportmuffel ausgerechnet in ein Fitnessstudio. Nach einem Kennenlerntermin entschied ich mich, als Probant eine Übungsstunde beim SC DHfK zu absolvieren. Ausgerüstet mit schlechten Erfahrungen bei Mitbewerbern war ich dennoch entspannt, ging es doch nur um eine Geschichte.
Doch es kam anders
Schon die familiär-freundliche Stimmung bei der Anmeldung hatte so gar nichts muckibudig Straffes. Das Studio erwies sich als hoch moderne Sportanlage, das Gerätekonzept ist Teil eines großen Ganzen. Und dann ging es auch schon los – mit dem Sport.
Weit gefehlt, Trainer Felix Kade bat mich erst mal an den Schreibtisch – zum Vorgespräch. Es ging um meine Gewohnheiten, sportlichen Erfahrungen und meine sportlichen Ziele. Klingt nach Verhör, ist aber in seiner umfassenden Weise sehr sinnvoll. Man wird nicht einfach auf die Streckbank geschnallt, sondern der geäußerte Wunsch (einfache Grundfitness zum Beispiel) wird komplett akzeptiert. Dann noch eine Bewegungsanalyse und ein Haltungs-Check. Gleich darauf das erste Gerät: Kraftmessung. Das Ergebnis ist in meinem Fall ernüchternd und optimistisch zugleich. Zwar liegen alle Werte deutlich unter dem Durchschnitt, aber ich starte nicht bei Null.
Unter Felix´ geschultem Auge (Sportler duzen sich locker) probiere ich mich an vier Geräten, die er für mich ausgewählt hat. Und ich erhalte als Empfehlung für meine Ziele, mit diesen zu beginnen. Einmal wöchentlich – nehme ich mir vor.
Ich geb´s ja zu: Ein wenig hatte ich gehofft, durch die Probestunde den inneren Schweinehund zu besiegen. Hat geklappt! Das liegt neben der Kompetenz auch am entspannten, familiären Geist, der durch die (Turn)hallen weht.
Erschienen in den Waldstraßenviertel NACHRICHTEN im Januar 2019
PR-Artikel für ein Fitnessstudio:
Vom guten Vorsatz
Von Andreas Reichelt
Vom guten Vorsatz
Beweglicher, sportlicher sein, gesünder essen – jedes neue Jahr der gleiche Wunsch. Klappt dann aber doch wieder nicht? Wer´s dieses Jahr besser machen will, fährt die guten Vorsätze einfach auf ein (bestimmtes) Minimum herunter. Dann klappt es auch mit dem Vorsatz (also den Zielen). Hoffentlich.
Am Anfang steht: Der Plan
Den braucht, wer den Sport im Tagesablauf integriert hat, klare Ziele definiert und die auch prüft, sich sicher ist, wo medizinische Grenzen liegen, überhaupt nicht. Für alle anderen gilt: Struktur schaffen, Unterstützung suchen, Erfolge messen. Und das geht hervorragend mit den Fitness-Profis vom SC DHfK. Die Vorteile liegen auf der Hand: Im normalen Fitness-Studio läuft alles nur in stickigen Räumen ab. Irgendwie eindimensional. Zum SC dagegen kann man schon mal hinjoggen, unter professioneller Anleitung ein vorher durchgeplantes, gecoachtes Trainingsprogramm absolvieren, noch kurz ´ne Partie Winter-Beach-Volleyball spielen, im Mühlgraben angeln und anschließend nach der Sauna (bei jedem Wetter) geschützt im Freien abhängen.
Coaching bietet Sicherheit
Gerade wenn man das mit dem (einen) guten Vorsatz ernst nimmt, ist es enorm hilfreich, Unterstützung bei der Umsetzung zu haben. Alles beginnt mit einer gründlichen Anamnese: Wo will ich hin, was bringe ich mit, wie kann ich was am besten erreichen. Dann nur noch: Mitglied im Verein werden, Coach auswählen, beim Trainingsintervall beraten lassen und los geht sie – die lange Reise.
Eine Reise?
Oh ja, das wird es. Nichts mit: „10 Minuten täglich“ in steriler Stromstoßbude. Wenn´s ernst gemeint ist, wird es eine lange Reise. Denn der Weg ist das Ziel. Das aber lohnt, denn der Weg, wenngleich ein zäher, öffnet Möglichkeiten. Wie der Garten, der nie fertig werden kann, aber zu jeder Jahreszeit beglückt: Wieder 20 Treppenstufen mehr ohne zu Schnaufen, pro Lauf noch 2 Kilometer weiter als letztes Jahr gejoggt, mit dem Fahrrad bis nach Delitzsch – und zurück. Die Fitness-Profis vom SC sind die Etappenhelfer.
Denn jeder Mensch hat eigene Ziele, über die er hinauswachsen kann. Und wirklich alles liegt im – guten – Vorsatz.
Erschienen in den Waldstraßenviertel NACHRICHTEN im November 2021
PR-Artikel für ein Reisebüro:
Leidenschaftliche Kompositionen
Von Andreas Reichelt
Leidenschaftliche Kompositionen
Sie müssen wissen: Für meine Frau und mich, zwei gnadenlose Individualreisende, hatte ich online eine komplette Rom-Reise zusammengestellt, mit allem drum und dran. Am 15. März sollte es losgehen. 2020. Ich mache es kurz: Auf den Flügen sind wir bis heute sitzen geblieben.
Und da komme ich neulich in der Waldstraße Nr. 13 am Reisebüro Weltmeister Reisen vorbei und denke mir: Na das ist ja mutig. Und trete, mutig, ein. Freundlich und offen bietet mir Büroleiterin Sylvia Stein mit gebotener Sicherheit Platz an. Ich sehe ihr an, dass Sie mir mit Freude einen Reisewunsch erfüllen möchte, doch ich muss vorerst enttäuschen. Ich schildere ihr mein Rom-Problem und frage, ob Sie als Reise-„Weltmeister“ vor Ähnlichem gefeit sei. Doch anstatt mir sofort ein Angebot zu machen, möchte sie sich meinem Problem widmen und nach einer Lösung suchen. Verblüfft frage ich: „Sie bieten an ein Problem zu lösen, das nicht Ihres ist?“ „Kundendienst.“ erwidert Frau Stein. „Wir brennen mit Herzblut für den schönsten Beruf der Welt: Urlaubsträume zu verwirklichen. Und dazu gehört für uns alles was notwendig ist, eben auch mal ungewöhnliche Probleme, wo möglich, lösen zu helfen.“
Ich bin berührt und wir kommen tiefer ins Gespräch. Ich erfahre, dass das Büro (ehemals Thomas Cook) Teil der Weltmeister Unternehmensgruppe ist, zu der auch die Weltmeister Akkordeon Manufaktur Klingenthal gehört. Daher auch der Slogan: Wir komponieren Ihren Urlaub. Und dass es nichts gibt, was hier nicht komponiert wird: Ob Hundeurlaub oder Single-Reisen und alles rundum sorglos, ab Haustür, mit Shuttle, Flieger vor Ort zu vergleichbaren Online-Preisen.
Ob mir Frau Stein bei meinem Problem helfen kann, wird sich zeigen. Dass sie unsere künftige Rom-Reise komponiert, steht so gut wie fest.
Erschienen in HERBSTFEUER, Ausgabe 6 2012
Jacques´ Weinkolumne
Spitzenweine mit Drehverschluss – Sakrileg oder Segen?
Spitzenweine mit Drehverschluss – Sakrileg oder Segen?
Die Einen mutmaßen ökologische Motive, die Anderen fürchten schlicht um Qualität.
Fakt ist, eines hat ein so abgefüllter Wein niemals: Korkschmecker!
Wir werden es vermissen: das typische „Plopp!“, das einen gemütlichen Abend mit Freunden eingeleitet hat. Das dem ersten Gang eines romantischen Dinners vorausging. Adieu du wohlvertrauter Klang. Immer mehr hochwertige Tropfen haben die Stirn, dem Genießer mit Schraubverschlüssen zu begegnen. Ist das die Zukunft? Und: wollen wir das?
Bedenken beim Verbraucher
„Die Korkeichen werden gnadenlos ausgebeutet und vernichtet. Dafür verzichte ich gern auf Romantik.“ Argumentierte neulich ein Kunde im Depot. Das ist so nicht ganz richtig. In Wirklichkeit profitieren die Kulturlandschaften in Südspanien und -portugal von der intensiven Nutzung. Fachleute gehen davon aus, dass die zunehmende Umstellung auf alternative Flaschenverschlüsse zu einem Rückgang der Korkeichenbestände führen könnte. Und damit der Artenvielfalt schadet. Ökologische Aspekte allein können also nicht für diesen Trend verantwortlich sein. Vielleicht die Kostenersparnis? Lange Zeit wurden aus diesem Grund vor allem einfachste Supermarktweine mit „Limonadenverschluss“ versehen. Erst Anfang der 2000er Jahre begannen die ersten Winzer, auch ihre hochwertigen Erzeugnisse systematisch auf Drehverschluss umzustellen. Und zwar wegen einer sichereren Weinqualität! Wie bitte?
Mythen der Weinwelt entzaubert
Weine können verschiedene, so genannte „Fehler“ aufweisen. Einer davon ist der sogenannte Korkschmecker. Schätzungsweise jede zehnte Flasche ist betroffen. Trichloranisol (TCA) ist die chemische Substanz, die ihn auslöst. „Der Wein muss durch den Korken atmen, um gut zu reifen.“ Solange sich dieses moderne Märchen bei den Weintrinkern hält, werden sich diese auch mit dem Korkschmecker abfinden müssen. Nicht umsonst wurden in der Vergangenheit besonders die Flaschen zusätzlich mit Siegellack verschlossen, die für eine lange Lagerung und Reife gedacht waren. Man wollte einen Sauerstoffaustausch verhindern. Und wie wunderbar haben sich solche Tropfen entwickelt! Zumindest von dieser bösen Überraschung, die der erwartungsvollen „Geburt“ (dem Entkorken der zum Teil teuer erworbenen Edelflasche) mitunter folgte, könnten wir uns in Zukunft verabschieden. Wie sieht es aber mit der Lagerfähigkeit von Drehverschluss-Weinen aus? Ein Argument dagegen ist die vermeintlich mangelnde Möglichkeit der Reife in der Flasche. Weine in Drehverschlussflaschen werden heutzutage vor der Abfüllung jedoch längere Zeit in Holzfässern gelagert und erst deutlich später als zuvor abgefüllt. Die „Flaschenreife“ ist auch ohne Korken möglich, läuft aber wesentlich langsamer ab. Das Ergebnis ist – bei ausreichend langer Lagerung – ein in Ruhe gereifter Wein mit deutlich klareren Geschmacksstrukturen. In nachweisbar sicherer Qualität. Eindeutig also: pro Drehverschluss?
Entwarnung für Romantiker
Die Zukunft ist weder schwarz noch weiß. Da ist sich die Weinwirtschaft einig. Es wird ein Nebeneinander von Kork- und Schraubverschlüssen geben. Pragmatismus soll nicht gegen Romantik ausgespielt werden. Außerdem können, wie eingangs erwähnt, jede Menge anderer „Weinfehler“ aus unterschiedlichen biochemischen Gründen auftreten. Unabhängig von jeder Verschlussfrage.
Der Wein lebt!
Wein bleibt ein lebendiger Organismus, der sich (von vornherein und im Laufe der Zeit) entwickelt. Dazu gehören nun einmal auch kleine „Krankheiten“. Das wird sich – will man ihn in seiner Vielfalt genießen – auch nie ganz vermeiden lassen. Ohnehin ist Geschmack über jede chemische Analyse erhaben. Es gibt Sommeliers, die einen (nachweisbaren) Korkschmecker nie bemerken. Weil die vordergründigen Aromen ihn verdecken und er womöglich noch eine als raffiniert empfundene Note hinzufügt. Beim Käse fragt auch niemand, ab welcher Bakterienmenge er als „kontaminiert“ zu gelten hat. Außer vielleicht die EU.
Der Verbraucher entscheidet
So bleibt die Entscheidung, und das ist die gute Nachricht, dem Verbraucher überlassen: Korkverschlüsse mit „Plopp!“ und zehnprozentiger Korkschmeckergefahr oder ein unromantisches „Knack!“. Für die Korkeichenwälder wird sich Dank engagierter Umweltschutzbemühungen hoffentlich nichts ändern.
TAMERS Genusskolumne: Erschienen in HERBSTFEUER, Ausgabe 3 2012
TAMERS Genusskolumne
Brisante Mischung!
Brisante Mischung!
Die heilende Wirkung vieler Gewürze droht in Vergessenheit zu geraten. Geben wir den natürlichen Heilkräften wieder eine Chance. Es lohnt sich!
In unserer heutigen Zeit steht das Aromatisieren von Speisen und nicht mehr die Gewürze als Heilmittel im Vordergrund. Aber ihre Wirkung ist deshalb nicht minder intensiv. Und die gute Nachricht ist, dass – im Gegensatz zu pharmazeutischen Mitteln – keine unerwünschten Nebenwirkungen auftreten.
Natürlich heilen – mit Geschmack
Die ätherischen Öle unserer Gewürze geben dem Essen nicht nur eine individuelle Geschmacksnote sondern haben zudem eine physiologische und gesundheitsfördernde Wirkung. Viele Gewürze stimulieren die Verdauung, wirken keimtötend, entzündungshemmend und regen die Herz-, Kreislauf- und Nierentätigkeit an. Anis wirkt beispielsweise positiv bei Darm- und Magenschwäche. Koriander hilft bei Magenverstimmung. Fenchel vertreibt Blähungen. Salbei wirkt entzündungshemmend. Ingwer regt den Appetit an und Knoblauch senkt den Cholesterinspiegel. Rosmarin gibt Energie für den Kreislauf und wird für seine durchblutungsfördernden sowie entzündungshemmenden Eigenschaften geschätzt. Oregano hilft bei Entzündungen und Osteoporose, denn er enthält einen Wirkstoff, der die Zellmembran so verändert, dass weniger entzündungsfördernde Stoffe ausgesandt werden. Kräftige Gewürze wie Chili, Paprika oder Senf stärken die Abwehrkräfte, denn sie „heizen“ das Immunsystem kräftig an.
Tamers Hausmischung
In meiner türkischen Familie wird eine spezielle Mischung einfacher Ingredienzien als Gewürz-Hausmischung von Generation zu Generation weitergegeben: Pfefferkörner, Nelken, Zimt, Kumin und Piment – das ist schon alles. Klingt nicht besonders spektakulär. Aber auch hier wirken starke Kräfte mit: Pfeffer bringt den Kreislauf in Schwung, Nelken wirken keimtötend, besonders im Mund- und Rachenraum. Bei akuten Zahnschmerzen einfach ein bis zwei Gewürznelken im Mund behalten. Obendrein wirken sie schleimlösend bei Husten und Erkältung. Zimt gibt Wärme, neutralisiert Giftstoffe und wirkt vor allem bei älteren Menschen beruhigend auf den Kreislauf. Kumin – die Geheimwaffe – unterstützt die Verdauung und fördert die Durchblutung. Nachgewiesenermaßen erhöht es bei Männern die Testosteronbildung und unterstützt – jawohl – die Potenz! Piment regt den Appetit an, erhöht die Speichelmenge und ist verdauungsfördernd.
Drei Anwendungen als Beispiel:
Lauch-Karotten-Risotto
Ein altes türkisches Gericht. In etwas Öl kleingehackte Zwiebeln glasig dünsten, Karottenscheiben und Lauchringe zugeben, ca. 5 Minuten zugedeckt bei mittlerer Hitze dünsten. Passierte Tomaten unterrühren und großzügig mit Rosenpaprika bestreuen. Salzen, pfeffern, Reis dazugeben, mit warmem Wasser aufschütten und ca. 20 min. köcheln. Zum Schluss einen Schuss Olivenöl. Und jetzt erst die Mischung (und ein wenig Zitronensaft) unterheben – fertig.
Gemüse-Fleisch-Pfanne
Pfanne pur erhitzen, Paprikawürfel scharf anrösten, Öl beifügen, in einem Gefäß beiseite stellen. In der heißen Pfanne Hähnchenfleisch ebenfalls scharf anbraten, das beiseite gestellte Gemüse und fein gehackte Zwiebeln dazu. Nach 5 Minuten mit magerer Sahne ablöschen und Gewürzmischung locker darauf verteilen. Vom Herd nehmen und zugedeckt ruhen lassen. Vor dem Servieren umrühren – fertig. Wichtig ist, dass die Gewürzmischung nicht zu Anfang sondern erst NACH dem Garvorgang beigegeben wird und man das Gericht vor dem Servieren kurz ruhen lässt. Dann entfaltet sie ihre wahre Kraft.
Braten
Etwas anders bei Braten. Hier gibt man die Mischung der Marinade bei und lässt das Fleisch einen Tag nicht zu kühl darin ruhen. Dann wie gewohnt verarbeiten, also anbraten (ohne Marinade), in Flüssigkeit (Marinade) je nach Größe garen.
Rezeptfreies heilen und genießen
Natürlich können Sie nun die Grundzutaten einzeln aus dem Küchenschrank nehmen, Mischungsverhältnisse ausprobieren, frisch zerkleinern und gespannt sein, ob die beschriebene Wirkung eintritt und das Aroma wie gewünscht mit dem Gericht harmoniert. Für all jene, denen dafür Zeit und Muße fehlen, biete ich meine Hausmischung im Bistro frisch an. Sie erhalten eine exklusive, individuelle Mischung nach altem Familienrezept. Aber auch hier gilt: bitte frisch verarbeiten und nicht zu lange lagern. Damit die Natur ihre Kräfte entfalten kann.
Ich freue mich auf Ihren Besuch. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!